Workshop Juristische Spitzenklausuren – JP Juristische Probeexamina
Nächster Workshop: 30. November bis 1. Dezember 2024
Teilnehmerzahl: max. 10 Teilnehmer
Zielgruppe: Referendar/innen
Kursdauer: Wochenendkurs (Sa./So.) – Präsenzveranstaltung
Dozenten: Dr. Florian Metz
Im Workshop zeigen wir Strukturen der Rechtsanwendung im Gutachtenstil und Urteilsstil auf. Der Workshop richtet sich an Referendare. Der Workshop basiert auf dem noch unveröffentlichten Buch „Juristische Spitzenklausuren“, entwickelt die Konzepte aus dem Buch „Spitzenklausuren im Assessorexamen“ systematisch weiter und transferiert sie in den Gutachtenstil. Der Gutachtenstil kann nur in Abgrenzung vom Urteilsstil besser verstanden werden. Damit wird Examenskandidaten ermöglicht, flexible-fallbezogene Texte im Gutachten- und Urteilsstil zu entwickeln und sich im Examen von den althergebrachten oberflächlich-schematischen Bearbeitungsansätzen abzuheben.
Im Workshop betrachten und analysieren wir den Schreibprozess in der Klausursituation im Examen als strategischen Entscheidungsprozess. Schrittweise entwickeln wir verschiedene sprachliche Gestaltungsoptionen im Gutachten- und Urteilsstil und geben anhand höchstrichterlicher Entscheidungen sowie Spitzenklausuren aus unseren Juristischen Probeexamina strategische Orientierungspunkte fürs Examen. Was unterscheidet im Examen eine 16-Punkte-Klausur von einer durchschnittlichen Bearbeitung? Welche gemeinsamen Strukturen und strukturellen Unterschiede bestehen zwischen Gutachtenstil und Urteilsstil? Wie kann man Gutachtenstil und Urteilsstil in ihren unterschiedlichen Ausprägungen bewusst in der Ersten und Zweiten Juristischen Staatsprüfung einsetzen?
In einem ersten Schritt analysieren wir die verschiedenen Entscheidungs- und damit verbundenen Darstellungsoptionen in der Klausursituation. Welche Lösungswege kommen im Examen überhaupt in Betracht und mit welchen Darstellungsproblemen im Gutachten- oder Urteilsstil sind sie verbunden? Wie kann man zielgerichtet eine fallbezogene Struktur entwickeln und Durchbrechungen konventioneller Prüfungsschemata vermeiden oder kaschieren? Kann man den vom Prüfervermerk präferierten Lösungsweg im Examen identifizieren und wie muss man dazu analytisch vorgehen? Wie erkennt und setzt man die vom JPA angelegten Schwerpunkte im Examen? Damit werden Examenskandidaten in die Lage versetzt, einen unter Darstellungsgesichtspunkten vorteilhaften Lösungsweg zu wählen, im Examen flexible-fallbezogene Strukturen zu entwickeln und Schwerpunkte bewusst zu setzen.
In einem zweiten Schritt zeigen wir die strukturellen Gestaltungsansätze bei der Formulierung von Obersätzen, Definitionen und einzelnen Argumentationslinien auf. Was gibt es für strukturelle Gestaltungsvarianten bei Obersätzen im Gutachtenstil und Urteilsstil in der Klausursituation? Wie kann man den Regelungsgehalt im Examen paraphrasieren und in welchen Konstellationen ist dies zielführend? Welche Funktion haben im Examen auswendig-gelernte „Definitionen“, wie kreiert man fallbezogene Definitionsformulierungen und bindet sie in einen etablierten Formulierungszusammenhang ein? Wie kann man den Normzweck auf unterschiedliche Weise formulieren und welche Rolle spielt er bei der juristischen Begründung? Wie überführt man im Examen die traditionelle Struktur juristischer Herleitungen in eine an Auslegungskriterien orientierte Struktur und in welchen Konstellationen ist dies zielführend?
Lernziel des Workshops ist es, sprachliche Techniken zur Entwicklung flexibel-fallbezogener Texte im Gutachtenstil und Urteilsstil aufzuzeigen und damit im Examen eine Abgrenzung von an der Universität und in Repetitorien gelehrten dogmatisch-schematischen Herangehensweisen zu ermöglichen. Damit kann man nebenbei eigene intuitive Entscheidungsprozesse besser verstehen und steuern lernen. Im Workshop werden wir immer wieder an verschiedenen Beispielen sehen, dass die althergebrachten Dogmen aus der „Juristischen Methodenlehre“ und „Juristischen Logik“ die tatsächlich Handhabung in der Praxis nicht ansatzweise zutreffend beschreiben. Die in der dogmatisierten Juristenausbildung propagierten Konzepte haben nicht nur wenig mit der juristischen Lebenswirklichkeit zu tun, sondern stehen grundlegenden realitätsgetreuen Erkenntnissen geradezu im Weg. Vor diesem Hintergrund geht der Workshop weit über die Inhalte der Bücher „Spitzenklausuren im Assessorexamen“ und „BGH-Klausurenkurs Assessorexamen“ hinaus und ermöglicht nebenbei einen Zugang zur Funktionsweise dogmatischer Denksysteme sowie gesellschaftlicher Legitimationsmuster und -mythen.
Lernziele des Workshops sind insbesondere:
- Schreibprozess als strategischen Entscheidungsprozess verstehen und steuern lernen
- Gestaltungsvarianten für Obersätze, Definitionen und Argumentationskonzepte im Gutachten- und Urteilsstil
- Grundlegende systematische Weiterentwicklung der Konzepte aus den Büchern „Spitzenklausuren im Assessorexamen“ und „BGH-Klausurenkurs Assessorexamen“
- Tiefgreifendes Verständnis des Gutachten- und Urteilsstils in Abgrenzung voneinander
- Verständnis eigener intuitiver Sprach-/Verhaltensmuster in Abgrenzung von intuitiven Sprach-/Verhaltensmustern der Spitzenabsolventen
- Vielfältige konkrete Beispiele aus Entscheidungen der Bundesgerichte
- Zielgruppe: Referendare