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Leitfaden Kaiser-Skript ZPO
- 26. Januar 2023
- Veröffentlicht von: kurzundgut
- Category: Gegenüberstellung LG/OLG/BGH Juristische Arbeitstechniken Juristische Argumentationstechnik Kommentartechniken Ohne Kategorie Palandt Sprachkompetenz Thomas/Putzo Urteilsstil 2. Examen Urteilsstil und Gutachtenstil Zivilgerichtsklausuren
Wir werden regelmäßig um Empfehlungen für Lehrbücher bzw. Skripte zum Zivilprozessrecht gebeten. Es hat sich gezeigt, dass es zur ZPO nicht das „perfekte“ Lehrbuch bzw. Skript gibt, sondern jedes Lehrbuch/Skript bestimmte Stärken und Schwächen hat. Mit unseren Anleitungen wollen wir Ihnen als Examenskandidat/in in einer frühen Phase des Referendariats helfen, die Inhalte der Lehrbücher besser einzuordnen, etwaige Schwächen auszugleichen und zielgerichteter aufs Examen damit zu lernen. Unserer Auswertung zugrunde lagen folgende Lehrbücher bzw. Skripte: Kaiser-Skript, Hemmer-Skript, Alpmann/Schmidt-Skript, Knöringer, Anders/Gehle, Schellhammer, Oberheim, Schuschke/Kessen/Höltje. Hier unsere Empfehlung sowie ein kurzer Leitfaden zur Arbeit mit dem empfohlenen Kaiser-Skript.
Die aktuellen Auflagen der existierenden Lehrbücher und Skripte haben eine lange – oft jahrzehntelange – Genese hinter sich. So ist der „Anders/Gehle“ erstmals im Jahr 1986 erschienen, der „Knöringer“ im Jahr 1987 und das Kaiser-Skript zur ZPO im Jahr 2005. Danach gab es keine grundlegende Überarbeitung des jeweils zugrundeliegenden Konzepts, sondern die Lehrbücher wurden mit jeder Neuauflage lediglich „aktualisiert“. Vor diesem Hintergrund basieren die Lehrbücher bzw. Skripte allesamt auf einem bestimmten juristischen „Mindset“. Insbesondere liegt allen Lehrbüchern der dogmatische Gedanke zugrunde, juristische Fälle ließen sich durch eine bestimmte Methode und logisches Denken eindeutigen „richtigen“ Ergebnissen zuführen. Das grundlegende Konzept und die Stärken und Schwächen der einzelnen Lehrbücher zu verstehen, erfordert eine Übersicht zu den verschiedenen Ansätzen und Erfahrung bei der Arbeit mit den Vorschlägen in diversen Lehrbüchern.
Zur ZPO haben wir uns für eine Empfehlung des Kaiser-Skripts ZPO I (Kaiser, Die Zivilgerichtsklausur im Assessorexamen, Band I, 10. Auflage) entschieden. Die Stärke des Kaiser-Skripts besteht im Vergleich mit den anderen Lehrbüchern darin, dass es sich auf die typischen Examenskonstellationen konzentriert. Denn im Examen hat allgemeines zivilprozessuales Wissen untergeordnete Bedeutung bzw. findet sich im Thomas/Putzo, während bestimmte prozessuale Klausurkonstellationen sicher beherrscht werden sollten. Die Schwächen des Buchs liegen vor allem in seiner Genese begründet. So wurde es im Laufe der Auflagen mit immer weiteren Einschüben und Beispielsfällen belastet, dies betrifft vor allem die erste Hälfte des Skripts bis Seite 110. Die Ausführungen hier wirken oft inkohärent, widersprüchlich und detailverliebt.
Die zivilprozessualen Themen werden (ab Seite 111) anschaulich in der Form dargestellt, wie sie Ihnen im Examen begegnen können. In diesem Abschnitt liegt die Stärke des Kaiser-Skripts im Vergleich zu den anderen Lehrbüchern bzw. Skripten. Daher können Sie den ersten Teil auch ohne Weiteres überspringen und sich auf die zentralen Aspekte beschränken, d.h. Rubrum/Tenor (Rn. 152 – 231) sowie zivilprozessuale Themen (Rn. 303 ff.). Vor dem Hintergrund, dass das Kaiser-Skript im Laufe der Auflagen immer komplizierter und umständlicher wurde, können Sie auch ohne Weiteres eine Altauflage verwenden, z.B. die 5., 6., 7. oder 8. Auflage. Die 9. und 10. Auflage unterscheiden sich inhaltlich nicht.
Trotz seiner Schwächen ist es nach unserer Einschätzung empfehlenswert, dass Sie sich als Referendar/in frühzeitig mit dem marktdominierenden Ansätzen des Kaiser-Repetitoriums vertraut machen. Oft werden Diskussionen im Rechtsreferendariat dadurch ausgelöst, dass ein Referendarskollege/in (oder auch AG-Leiter/in) die „richtige“ Lösung aus einem Kaiser-Skript referiert. Sie können dann „mitreden“. Ausgehend davon sollten Sie lernen, sich von den oberflächlich-schematischen Vorschlägen zu lösen und eine flexible-fallorientierte Herangehensweise zu trainieren. Denn machen Sie sich bewusst, dass im Referendariat 95% der Referendar/innen mit den gleichen Skripten arbeiten und die gleichen Seminare besuchen. Nichtsdestotrotz hat sich die durchschnittliche Examensnote nicht relevant verändert, sondern liegt in vielen Bundesländern im schriftlichen Examensteil zwischen 5 und 6 Punkten.
Hier finden Sie unsere Anleitung zur Arbeit mit dem Kaiser-Skript ZPO. Hier finden Sie unsere Anleitung zur Arbeit mit dem Kaiser-Skript ZPO. Wer sich mit einem klassischen Lehrbuch vorbereiten möchte, dem empfehlen wir die grundlegend überarbeitete Neuauflage von Schuschke/Kessen/Höltje (36. Auflage, 2023). Alternativ ist schließlich heutzutage auch eine Examensvorbereitung ohne gedrucktes Lehrbuch/Skript möglich. Dazu empfehlen wir die folgenden Podcasts sowie das frei zum download verfügbare Skript des Berliner Kammergerichts: